
Ermittler: Amokläufer an Schule hatte seine Tat "bis ins kleinste Detail" geplant

Der Schütze bei dem Amoklauf an einer Grazer Schule hat seine Tat genauestens geplant. Der 21-Jährige habe vorab "einen minutiösen Ablaufplan" angefertigt, sagte der Leiter des Landeskriminalamts Steiermark, Michael Lohnegger, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Graz. Der handschriftliche Plan, der den gesamten Tatablauf "bis ins kleinste Detail" aufführe, wurde demnach bei der Hausdurchsuchung in der Wohnung des Täters gefunden.
"Er hat sich genau darüber informiert und Gedanken gemacht, wann er welches Stockwerk sich vornimmt", sagte Lohnegger über den Amokschützen. Aus dem Dokument geht demnach außerdem hervor, dass der 21-Jährige nach eigener Einschätzung nicht genug Zeit für Bau einer funktionsfähigen Rohrbombe hatte. Die Ermittler fanden bei ihm eine Rohrbombe, die laut Lohnegger zwar "alle Komponenten, die eine funktionierende Rohrbombe benötigt", hatte, aber dennoch nicht funktionsfähig war.
Der Chef-Ermittler beschrieb den Schützen als "eine sehr introvertierte Person", die "extrem zurückgezogen" gelebt habe. Kontakt mit der Außenwelt habe der Mann, der zum Tatzeitpunkt eine Ausbildung absolvierte, vermieden.
"Lieber war es ihm, dass er sich auf den virtuellen Raum zurückgezogen hat", sagte Lohnegger. Dort habe er "seine große Leidenschaft" gepflegt, das Spielen sogenannter Ego-Shooter-Spiele, und in diesen Kreisen auch Kontakte gepflegt. Bei seinem Amoklauf trug er wie bei diesen Online-Spielen üblich ein Headset, wie Lohnegger darlegte.
Der 21-Jährige hatte am Dienstagmorgen in seiner früheren Schule, einem Oberstufenrealgymnasium, neun Schülerinnen und Schüler sowie eine Lehrerin getötet und elf Menschen schwer verletzt. Anschließend beging er auf einer Schultoilette Suizid, wo er sich vor der Tat laut Lohnegger einen Waffengurt mit einem Jagdmesser angelegt und eine Schießbrille sowie ein Headset aufgesetzt hatte. Wie der Polizeichef nun mitteilte, gehört zu den Verletzten ein Lehrer.
Das Tatmotiv ist weiterhin unklar. Es gebe keinen Hinweis, dass er in seinem Umfeld je Ärger oder Unmut über die Schule, seine Lehrer oder Mitschüler geäußert habe, sagte Lohnegger. Der Täter hatte demnach die Schule seit der 5. Klasse besucht. Nachdem er die 6. Klasse einmal wiederholt habe, habe er die Schule vor drei Jahren abgebrochen. Die von ihm getötete Lehrerin kannte der Schütze den Angaben zufolge aus dem Unterricht. Inwieweit dies bei der Tat eine Rolle gespielt habe, sei aber unklar.
Der Grazer Staatsanwalt Arnulf Rumpold sagte bei der Pressekonferenz, da der Schütze Suizid begangen habe, konzentrierten sich die Ermittlungen auf die "Aufklärung möglicher Mitwisser- und Mittäterschaften". Ob der Schütze während seiner Tat über sein Headset Kontakt zu anderen gehabt habe oder es nur getragen habe, weil es ihm Sicherheit gegeben habe, ist laut Ermittler Lohnegger noch unklar. Deswegen werde gegen Unbekannt ermittelt.
R.Kozlowski--GL