
Stiftung: Acht Helfer von US-Hilfsorganisation GHF bei Hamas-Angriff getötet

Im Gazastreifen sind nach Angaben der von den USA und Israel unterstützten Stiftung GHF mindestens acht ihrer Helfer bei einem Angriff der islamistischen Hamas getötet worden. "Nach derzeitigem Stand können wir bestätigen, dass es mindestens acht Tote und mehrere Verletzte gegeben hat", erklärte der Übergangsdirektor der Stiftung, John Acree, am Donnerstag. Die Hamas warf indes der israelischen Armee vor, bei Angriffen auf den Gazastreifen mindestens 22 Menschen getötet zu haben.
Es gebe zudem die "Befürchtung, dass einige unserer Teammitglieder als Geiseln genommen wurden", fügte Acree hinzu. In einer früheren Erklärung hatte die Hilfsorganisation die Zahl der Toten mit fünf angegeben. Eine Gruppe von mehr GHF-Mitarbeitern sei auf dem Weg zu einer Verteilstelle für Hilfsgüter in der Nähe der südlichen Stadt Chan Junis gewesen, als ihr Bus gegen 22.00 Uhr (Ortszeit, 21.00 Uhr MESZ) "brutal von der Hamas angegriffen" worden sei, erklärte die Gaza Humanitarian Foundation (GHF).
"Wir verurteilen diesen abscheulichen und vorsätzlichen Angriff auf das Schärfste", hieß es weiter. "Es waren Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Humanitäre Helfer. Väter, Brüder, Söhne und Freunde, die jeden Tag ihr Leben riskierten, um anderen zu helfen." In einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AFP erklärte die GHF, dass es sich bei allen Insassen des Busses um Palästinenser und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen gehandelt habe.
Acree erklärte, dass die Verteilzentren "aus Sicherheitsgründen" am Donnerstag geschlossen blieben. Die beste Antwort "an die feigen Mörder der Hamas" sei es allerdings, weiterhin Lebensmittel für die Menschen in Gaza zu liefern, die auf die Hilfe zählten. "Die Hamas setzt das Leiden in Gaza als Waffe ein", erklärte der israelische Außenminister Gideon Saar im Onlinedienst X. Die Gruppe lehne Lebensmittelhilfen ab, greife Lebensretter an und lasse ihr eigenes Volk im Stich, fügte er hinzu.
Die Hamas äußerte sich nicht zu den Vorwürfen der GHF und bezeichnete ihrerseits die Organisation gegenüber AFP als "schmutziges Werkzeug der israelischen Besatzungsarmee", die diese nutze, um "Zivilisten in tödliche Fallen zu locken".
Die GHF hatte am 26. Mai ihre Arbeit im Gazastreifen aufgenommen und vier Ausgabezentren im Süden und im Zentrum des Palästinensergebiets eröffnet. Dem Einsatz der Stiftung ging eine dreimonatige Blockade von Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet durch Israel voraus. Nach eigenen Angaben verteilte die Stiftung bisher mehrere Millionen Lebensmittelpakete an die notleidende Bevölkerung.
Die Hilfsorganisation ist umstritten - die UNO und große Hilfsorganisationen verweigern die Kooperation mit der Stiftung. Sie werfen ihr vor, sich nach den Plänen der israelischen Armee auszurichten. Israel wiederum wirft UN-Organisationen wie dem jahrzehntelang im Gazastreifen tätigen Palästinenserhilfswerk UNRWA schon lange vor, von der Hamas unterwandert zu sein.
An den Verteilzentren kommt es immer wieder zu Chaos und Gewalt. Die Hamas beschuldigte Israel bereits mehrmals, dutzende Zivilisten durch Schüsse getötet zu haben, während sie sich auf dem Weg zu einem Verteilzentrum befanden. Israel weist dies zurück. Auch unter den am Donnerstag nach Angaben der Hamas getöteten 22 Palästinensern sind laut dem örtlichen Zivilschutz 16 Menschen, die auf Hilfslieferungen warteten.
Das Al-Awda-Krankenhaus habe zehn Tote und rund 200 Verletzte aufgenommen, darunter Frauen und Kinder, "nachdem israelische Drohnen mehrere Bomben auf Versammlungen von Zivilisten in der Nähe eines Verteilzentrums für Hilfsgüter" in der Nähe des Netzarim-Korridors im Zentrum des Gazastreifens abgeworfen hätten, erklärte Mohammed al-Mughajir von der Zivilschutzbehörde. Auch das Al-Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza habe sechs Tote nach israelischen Angriffen aufgenommen, zudem habe es sechs weitere Tote gegeben. Die israelische Armee teilte auf AFP-Anfrage mit, die Angaben prüfen zu wollen.
Nach 20 Monaten Krieg im Gazastreifen wächst der internationale Druck auf Israel, mehr Hilfe in das Gebiet zu lassen. Der Krieg war durch den Großangriff der radikalislamischen Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet wurden. Die israelische Armee geht seither mit einem massiven Militäreinsatz im Gazastreifen gegen die dort herrschende Hamas vor.
L.Sawicki--GL