
Acht Verletzte bei Angriff auf jüdische Demonstranten in den USA

Ein Angreifer hat im US-Bundesstaat Colorado jüdische Demonstranten mit einem selbstgebauten Flammenwerfer und Brandsätzen attackiert und mindestens acht Menschen verletzt. Der Chef der Bundespolizei FBI, Kash Patel, sprach von einem "gezielten Terrorangriff" auf den Protestmarsch für die Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln am Sonntag (Ortszeit) in der Stadt Boulder. Die israelische Regierung verurteilte den "antisemitischen Terrorangriff auf Juden". Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.
Das FBI identifizierte den Verdächtigen als einen 45-Jährigen namens Mohamed Sabry Soliman, gab zunächst jedoch keine weiteren Details bekannt. Der Polizeichef von Boulder, Steve Redfearn, wollte sich nicht zum Motiv des Angreifers äußern und legte sich nicht auf einen Terrorvorwurf fest. Dazu sei es "viel zu früh", sagte er. Laut dem stellvertretenden Stabschef im Weißen Haus, Stephen Miller, handelt es sich bei dem Angreifer um einen Ausländer, der sich nach Ablauf seines Visums illegal in den USA aufgehalten habe.
Der jüdischen Aktivistengruppe Anti-Defamation League zufolge ereignete sich der Angriff während eines wöchentlich in Boulder stattfindenden Solidaritätsmarsches für die im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln. Augenzeugen zufolge habe der Angreifer die Teilnehmer mit einem improvisierten Flammenwerfer und einem Brandsatz attackiert und dabei "Free Palestine!" (Freiheit für Palästina) gebrüllt, sagte der FBI-Ermittler Mark Michalek.
Ein Video von dem Vorfall zeigt einen rennenden Mann mit nacktem Oberkörper und Flaschen in der Hand, der "Schluss mit den Zionisten!" und "Sie sind Mörder!" ruft, während mehrere Menschen sich um eine am Boden liegende Person kümmern.
Laut Polizei wurden vier Frauen und vier Männer im Alter zwischen 52 und 88 Jahren verletzt. Eines der Opfer schwebte demnach in Lebengefahr.
Die Tat in Boulder ereignete sich nur knapp zwei Wochen nach dem tödlichen Angriff vor dem Jüdischen Museum in Washington, bei dem ein Mann zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft erschossen hatte. Auch damals hatte der Angreifer "Free Palestine" gerufen.
Der israelische Außenminister Gideon Saar verurteilte am Montag den Angriff in Boulder. Dabei handele es sich um "puren Antisemitismus", schrieb er im Onlinedienst X. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu machte "Ritualmordvorwürfe gegen den jüdischen Staat und sein Volk" für die Welle antisemitischer Angriffe in aller Welt verantwortlich.
Das Weiße Haus erklärte, Präsident Donald Trump sei über den Vorfall informiert worden. "Terror hat keinen Platz in unserem großartigen Land", erklärte US-Außenminister Marco Rubio.
Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Danny Danon, äußerte sich ensetzt. Der "Terrorismus gegen Juden" mache nicht "an der Grenze zum Gazastreifen Halt", erklärte er. "Er brennt bereits in den Straßen Amerikas." Die Organisation Israeli American Council verurteilte die Tat als "Angriff auf uns alle".
Bei dem Großangriff der islamistischen Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 waren nach israelischen Angaben rund 1210 Menschen getötet worden, 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 57 Geiseln von den Islamisten festgehalten, mindestens 34 von ihnen sind nach Angaben der israelischen Armee tot.
Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 54.000 Menschen getötet.
Q.Szulc--GL