BBC-Chef tritt nach Kritik an Bearbeitung von Trump-Aussagen für TV-Doku zurück
Paukenschlag bei der BBC: Nach Kritik an der irreführenden Bearbeitung einer Rede von US-Präsident Donald Trump für eine Fernsehdokumentation ist der Chef der britischen Rundfunkanstalt zurückgetreten. BBC-Generaldirektor Tim Davie verkündete am Sonntagabend seinen Rücktritt, nachdem die Kritik immer lauter geworden war. Auch Nachrichtenchefin Deborah Turness nimmt ihren Hut, wie der Sender mitteilte. Zuvor hatte es Vorwürfe gegeben, weil Aussagen Trumps für eine Dokumentation in irreführender Weise zusammengeschnitten worden waren.
Trump dankte der konservativen britischen Zeitung "Daily Telegraph" für die "Bloßstellung dieser korrupten 'Journalisten'". "Dies sind sehr unehrliche Leute, die versucht haben, eine Präsidentenwahl zu beeinflussen", erklärte Trump in seinem Onlinedienst Truth Social.
Die umstrittene Dokumentation "Trump: Eine zweite Chance?" war eine Woche vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 ausgestrahlt worden. Der "Telegraph" hatte am Dienstag berichtet, dass ein externer Berater des BBC-Gremiums für redaktionelle Standards im Sommer erstmals Bedenken in einem Memo zur Überparteilichkeit geäußert habe.
Die BBC müsse "immer offen, transparent und rechenschaftspflichtig sein", erklärte Davie. Er übernehme die "endgültige Verantwortung" für den Fehler. Turness begründete ihren Rücktritt damit, dass die Kontroverse einen Punkt erreicht habe, an dem sie der BBC schade. Gleichzeitig wies sie Vorwürfe, dass die BBC-Nachrichten "institutionell voreingenommen" seien, als "falsch" zurück.
In der Dokumentation für die Sendung "Panorama" waren Ausschnitte aus einer Rede, die Trump am 6. Januar 2021 vor der Erstürmung des Kapitols in Washington gehalten hatte, zusammengeschnitten worden. Durch die Montage wurde der Eindruck erweckt, Trump habe seine Anhänger direkt zum Sturm auf den Sitz des US-Kongresses aufgerufen.
In der nach seiner Niederlage bei der Präsidentschaftswahl 2020 gegen Joe Biden gehaltenen Rede hatte Trump behauptet, um den Wahlsieg betrogen worden zu sein, daher sollten seine Anhänger "kämpfen wie der Teufel". Am selben Tag stürmten tausende seiner Anhänger das Kapitol in Washington.
In der unbearbeiteten Aufnahme der Rede sagt Trump an einer Stelle: "Wir werden zum Kapitol marschieren und unsere tapferen Senatoren und Abgeordneten im Kongress anfeuern." In einem deutlich späteren Abschnitt der Rede sagt Trump dann mit Blick auf das Wahlergebnis, es sei etwas schiefgelaufen, das könne nicht sein, "und wir kämpfen, kämpfen wie der Teufel". In der BBC-Dokumentation wurden die beiden Sätze direkt aneinandergefügt, sodass der Eindruck entsteht, Trump habe seine Anhänger direkt zum Sturm auf den Sitz des US-Kongresses aufgerufen.
Die britische Kulturministerin Lisa Nandy hatte die Vorwürfe rund um die Fernseh-Doku als "äußerst schwerwiegend" bezeichnet. BBC-Präsident Samir Shah muss sich am Montag vor einem Parlamentsausschuss zu der Angelegenheit äußern. Mehrere Medien rechneten mit einer Entschuldigung.
Wegen seiner Rolle bei der Erstürmung des Kapitols wurde Trump im Jahr 2023 unter anderem wegen Verschwörung zur Behinderung einer offiziellen Amtshandlung sowie zum Betrug an den Vereinigten Staaten angeklagt. Nach Trumps Wahlsieg am 5. November 2024 sah sich der Sonderermittler Jack Smith gezwungen, das Strafverfahren gegen den Rechtspopulisten einzustellen.
N.Wasilewski--GL